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Politische Arteriosklerose
Soldaten unter Mordbefehl
Soldaten unter Mordbefehl
(Januar 1988)
Im „Leserforum“ und in den „Leserbriefen“
der Badischen Zeitung wird in diesen Tagen der Versuch gemacht,
das ramponierte Ansehen der deutschen Wehrmacht aufzupolieren. Die
nicht unerwarteten Proteste wurden durch einen Artikel Erich Kubys
ausgelöst, der behauptet hatte, die überwiegende Mehrzahl
der deutschen Soldaten seien begeisterte und opferwillige Nationalsozialisten
gewesen (zumindest bis zum Stillstand des erhofften Blitzkrieges
in der Eiseskälte vor Moskau, spätestes aber bis Stalingrad).
Mit ganz besonderer Empörung wurde darüber hinaus seine
Behauptung abgelehnt, dass nicht nur SS und SA, dass auch deutsche
Wehrmachtsangehörige sich ebenfalls jener Gräueltaten
schuldig gemacht hätten, die dann 1945, nicht unerwartet, zu
oft grausamen Repressalien führen mussten.
Ganz besonderen Wert legen einige Leser auf die Feststellung, dass
die Tapferkeit deutscher Soldaten auch von unseren einstigen Gegnern
anerkannt werde und demnach über jeden Zweifel erhaben sein
müsse. Die deutsche Wehrmacht sei - so wird lobend hervorgehoben
– „die bestorganisierte und bestdisziplinierte Armee
der Welt“ gewesen; eine ideale Voraussetzung demnach für
unbedingten Gehorsam und Hintansetzung aller moralischen Bedenken.
So konnte Kaiser Wilhelm II. seinen Garde-Pionieren in Potsdam,
nachdem die Rekruten den Soldateneid geleistet hatten, zuversichtlich
zurufen: „Bei den jetzigen sozialistischen Umtrieben kann
es vorkommen, dass ich euch befehle, eure eigenen Verwandten, Brüder,
ja Eltern niederzuschießen. Aber auch dann müsst ihr
meinen Befehl ohne Murren befolgen.“
An Mut fehlte es den Soldaten sicher nicht, und tapfer waren zweifellos
auch die Hitler, Göring und Hess wie alle Vertreter ihres verbrecherischen
Regimes. In einem anderen Licht stehen dagegen die Männer in
den grauen Uniformen, wenn man die von ihnen, den „Bestdisziplinierten“,
begeistert befolgten Befehle hitlerhöriger Generale und Generalfeldmarschälle
zur Kenntnis nimmt:
„Die deutsche Militärverwaltung hat jetzt die Entjudung
Belgiens selbst in die Hand genommen.“
(General von Falkenhausen – Verordnung vom 28.10.1940)
„Der deutsche Soldat hat zweierlei zu erfüllen: Erstens
die völlige Vernichtung der bolschewistischen Irrlehre und
zweitens die erbarmungslose Ausrottung artfremder Heimtücke.“
(Generalfeldmarschall von Reichenau – Geheimschreiben vom
10.10.1941)
„Treten Verluste an deutschen Soldaten oder Volksdeutschen
ein, so haben die zuständigen Kommandeure umgehend die Erschießung
von Festgenommenen in folgenden Sätzen anzuordnen: für
jeden Getöteten 100 Gefangene oder Geiseln; für jeden
Verwundeten 50 Gefangene oder Geiseln.
(General der Infanterie Boehme – Erlass vom 10.10.1941)
„Das jüdisch-bolschewistische System muss ein für
allemal ausgerottet werden.“
(Generalfeldmarschall von Manstein – Tagesbefehl vom 20.11.1941)
„Eine planmäßige Erschießung der Juden wurde
durch dazu eigens abgestellte Formationen der Ordnungspolizei durchgeführt.
Diese Aktion erfolgte durchaus öffentlich unter Hinzuziehung
ukrainischer Miliz, vielfach leider auch unter freiwilliger (!)
Beteiligung von Wehrmachtsangehörigen (!). Die Art der Durchführung
war grauenhaft.“
(General der Infanterie Thoma – Brief vom 2.12.1941)
Wie man sieht – die in unseren Tagen zurecht mit Empörung
registrierten gelegentlichen Geiselnahmen durch Terroristen können
sich weder zahlenmäßig noch im Hinblick auf ihre kaltblütige
Durchführung mit den Armeebefehlen der zitierten Hitlergenerale
messen. Nur in einem ähneln sich beide: sie bewirkten nichts,
sie verhinderten nichts, und der Krieg ging trotz oder gerade wegen
dieser barbarischen Maßnahmen verloren!
Übrigens, die naheliegende Ausrede, man sei zur Teilnahme an
solchen Morden gezwungen gewesen, ist nicht stichhaltig. Trotz zahlreicher
Nachfragen wurde kein Fall bekannt, wonach Soldaten wegen ihrer
Weigerung Zivilisten (Geiseln) zu erschießen, unter Druck
gesetzt oder dafür gestraft worden wären. Allerdings gab
es auch nur wenige solcher Fälle...
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